Chronik der Fischerstube

aus "Die Geschlechter der Stadt Zug nach ihrem Ursprunge oder Herkommen" [3]
Den Zuger Annalen kann man entnehmen, dass es „zur Zeit des Auflaufes 1523 in Zug nicht an Schenk— und Gasthäusern fehlte" [1]. Wer die Zuger kennt, den wundert das natürlich nicht. „Die früheste diesfällige Kunde, kömmt aus der Altstadt. Die Fischerstube, 1480 im Besitze eines Hans Graf, bestund als solche, d.h. als ein diesen Namen tragendes Wirtshaus schon vor 1527.“ [1] Nachweislich ist damit die Fischerstube eines der ältesten Gasthäuser von Zug.  
aus "Alt-Zug - Neu-Zug" [4]
Man nimmt an, dass die Fischerstube zusammen mit der Fischerzunft - vielleicht der ältesten Innung von Zug - entstanden ist. Ganz dem Namen nach soll sie den Fischern und Seeleuten als Zunftstube gedient haben. Das Schild mit dem Fischer und seinem Dreizack, das wir auch als Zeichen unseres Unternehmens führen, ist aber vermutlich erst im 19. Jahrhundert entstanden [2]. Der Fisch, den er am Haken hat, ist übrigens gar nicht in unseren Gewässern heimisch. Laut dem Amt für Wald und Wild ist es wohl ein „weissfischartiger, aber kein Rötel und auch keine Felche“.

Aber wir wollen Ihnen die Wahrheit nicht verschweigen: Die Fischerstube befand sich eigentlich gar nicht im Erdgeschoss, sondern im ersten Stock des Hauses. Unsere Eingangstüre hätte Sie deshalb vor 500 Jahren nicht zum wohlverdienten Feierabendbier geführt, sondern in die Halle, wo der frische Fisch zum Verkauf angeboten wurde. Der in den Spitzbogen der Pforte eingemeisselte Fisch ist noch ein kleines Andenken an diese Zeit.

Später wurde in den Räumen der heutigen Fischerstube dann Hirse, Bohnen und Gemüse verkauft, was ihnen den Namen „Gemüsehalle“ eintrug. Das Ansinnen von Hauptmann Oswald Kolin darin einen Salzladen zu eröffnen, wurde vom Stadtrat am 12. Februar 1689 abgelehnt. Ob aus gutem Grund oder nicht, das vermag man heute nicht mehr zu sagen. Mit der Einführung der Kartoffel verlor erst das Gemüse und dann auch die Gemüsehalle ihre Bedeutung, sodass sich die Gemeinde 1848 schliesslich zum Verkauf entschloss. Erst 1932 kaufte Johann Graf die Räume vom Vorbesitzer und vereinte ihn wieder mit dem Haus zur Fischerstube.  

Das meiste Wissen über die Fischerstube haben wir übrigens aus einer Chronik unbekannter Urheberschaft entnommen, die wir während der Renovation auf dem Speicher gefunden haben. Man sieht, wir haben uns um Quellen bemüht, aber Anspruch auf Wahrheit können wir keinen erheben.

[1] Zugerisches Neujahrsblatt für die Jugend und Freunde der Geschichte für das Jahr 1890, Verlag der Buchhandlung W. Anderwert, 1890, www.zugerneujahrsblatt.ch (Archiv "Zuger Neujahrsblatt")

[2] Schilder vor dem Himmel, René Creux, Éditions de Fontainemore, 1962

[3] Die Geschlechter der Stadt Zug nach ihrem Ursprunge oder Herkommen, Paul A. Wikart, Geschichtsfreund, Bd. 23 (1868), www.e-periodica.ch (ETH-Bibliothek)

[4] Alt-Zug - Neu-Zug, Berner Woche in Wort und Bild, Bd. 13 (1923), www.e-periodica.ch (ETH-Bibliothek)